Unser Interview-Partner Torsten von utilitas

Dev-Interview mit Torsten
In diesem Interview plaudern wir mit Torsten Schuster von utilitas über seinen Werdegang über Kundenanforderungen und KI. Im Interview redet Torsten mit unserem CTO Ilja – von Dev zu Dev.

Ilja: Hi Torsten, schön, dass es geklappt hat. Ich bin der Mitgründer von EntwicklerHeld und ich bin selbst Tekkie, du kannst mit mir also auch in Fachwörtern reden. Erzähl mir mal etwas über dich, damit ich weiß, wem ich gegenübersitze. 

Torsten: Ja, sehr gern! Meine Wurzeln liegen in der Softwareentwicklung. Vor 13 Jahren begann ich meine Ausbildung bei der utilitas als mathematisch-technischer Softwareentwickler. Das duale Studium endete mit dem Bachelor, und danach habe ich noch einen Master in Künstlicher Intelligenz gemacht. Bei utilitas bin ich dann in den Beratungsbereich gewechselt, und seit vier Jahren leite ich das Team Cloud Collaboration. Dort arbeiten wir an vielen interessanten Projekten, bei denen Apps durch das Verständnis von Geschäftsanforderungen verbessert werden. Künstliche Intelligenz wird dabei immer mehr zum Thema. Wir suchen ständig nach neuen Talenten, weshalb wir auch auf eure Plattform gestoßen sind. Sowohl die technischen Aspekte als auch das Management sind mir vertraut. Ich bin auch Gesellschafter bei utilitas und habe deshalb eine Mehrfachrolle. Ehrlich gesagt bin ich daher vielleicht auch etwas befangen, aber ich hoffe, ich bin da trotzdem selbstreflektiert genug. (Lachen) 

Ilja: Schön! Mich interessiert immer, wie die Software-Entwickler:innen in ihren Job gekommen sind. Erzähl mal, wie der Weg bei dir so war. 

Torsten: Ein Lehrer hat bei mir bemerkt, wie begeistert ich von Informatik war und gab mir einen Flyer zu einer Ausbildung. Das führte zu meinem Vorstellungsgespräch bei utilitas. Meine Ausbildung dort war stark praxisorientiert. Anstelle einer regulären Berufsschule war ich in einem Bachelorstudiengang. Künstliche Intelligenz hat mich schon immer fasziniert, sei es eine Software zu entwickeln, die Probleme besser löst als ich, oder eine Schach-KI, die besser spielt als ich. Aufgrund meiner Leidenschaft habe ich mich entschieden, nebenbei noch einen Master in Maastricht zu machen. Parallel dazu habe ich bei utilitas in Teilzeit gearbeitet, unter anderem um das Studium zu finanzieren. Die Arbeit bei utilitas hatte immer einen praktischen Schwerpunkt, wie z.B. Beratung, was ich sehr schätze. Das war ein interessanter Kontrast zu meinem Studium. Mit dem Wachstum von utilitas haben wir begonnen, unsere Arbeitsprozesse in spezifischen Teams zu organisieren. Zuerst wurde ein Support-Team gegründet (was zu einer großen Entlastung führte), gefolgt von separaten Teams für Systemintegration und Softwareentwicklung. Schließlich wurde ich gefragt, ob ich die Teamleitung offiziell übernehmen möchte. Mittlerweile sind wir ein 12-köpfiges Team, das stetig und organisch wächst. 

Ilja: Klingt spannend! Aber erzähl nochmal, was die utilitas eigentlich macht. Nehmen wir an, ich will bei euch anfangen und bin ITler: Was mache ich den ganzen Tag? 

Torsten: Lass mich das auf den Bereich der Softwareentwicklung fokussieren. Bei utilitas haben wir vier spezialisierte Teams: Support, Systemintegration, Security und Compliance. Das Besondere an unserer Arbeit ist die Kombination aus Fachberatung und tatsächlicher Entwicklung. Wenn ein Unternehmen zum Beispiel bei einer Applikation oder bestimmten Problemstellungen nicht weiterkommt, springen wir ein. Häufig müssen wir zuerst mit Fachabteilungen sprechen, die ihre Prozesse im Wissensmanagement optimieren wollen, sich aber nicht sicher sind, wie genau. Unser Beratungsteil ist hier stark gefragt, aber wir legen auch Wert darauf, zügig einen Prototypen für den Kunden zu entwickeln. Dies gibt ihnen einen greifbaren Einblick in die Lösung. Unsere Projekte sind oft sehr individuell und erfordern eine Einarbeitung in neue Themen, da der Kunde oft nicht das notwendige Know-how besitzt, besonders bei neuesten Technologien wie KI. Es geht auch darum, den Kunden bei der Bewertung dieser Technologien zu unterstützen und ihnen gegebenenfalls von bestimmten Tools abzuraten, wie beispielsweise GPT, wenn es nicht alle Anforderungen erfüllt. 

Ilja: Und habt ihr einen Themen- oder Branchenschwerpunkt? Oder einen örtlichen Schwerpunkt? 

Torsten: Die Kunden sind sehr breit gestreut. Handel, Beratung, Softwareentwicklung. Sogar Rechtsanwaltskanzleien zählen zu unseren Kunden. 
Obwohl die Mehrheit unserer Kunden aus dem deutschsprachigen Raum stammt, haben viele von ihnen auch internationalen Geschäftsbetrieb. Oftmals findet die Kommunikation direkt mit den jeweiligen Fachbereichen statt. Dabei legen wir großen Wert darauf, auch für IT-Fernstehende verständlich zu kommunizieren. Deshalb arbeiten wir eng mit den Fachbereichen zusammen. Bei uns ist es üblich, dass Entwickler direkt an Kundengesprächen teilnehmen. Für Berufseinsteiger mag das anfangs ungewohnt sein, aber das direkte Feedback der Fachbereiche ist unbezahlbar und wird auch von den Kunden sehr geschätzt. 


Das direkte Feedback der Fachbereiche ist unbezahlbar und wird auch von den Kunden sehr geschätzt. 


Ilja: Und technologisch? 

Torsten: Viele unserer Kunden nutzen bereits Plattformen, wobei Microsoft-Produkte, wie Azure, oft im Vordergrund stehen. Daher beschäftigen wir uns intensiv mit Azure. Aus einem persönlichen Interesse heraus strebe ich jedoch nach plattformunabhängiger Entwicklung, denn so können Lösungen oft leichtgewichtiger gestaltet werden als bei einer Bereitstellung auf einem Windows-Server. Das hat den Vorteil, dass sie problemlos auf Containern oder Linux-Servern laufen können. Obwohl es Gemeinsamkeiten gibt, wenn man beispielsweise mit Azure Functions oder AWS Lambda gearbeitet hat, legen wir dennoch großen Wert darauf, dass andere Plattformen nicht vernachlässigt werden. Unsere Philosophie zielt darauf ab, flexibel und anpassungsfähig zu bleiben, damit wir die spezifischen Bedürfnisse eines jeden Kunden optimal bedienen können. 

Ilja: Erinnerte mich gerade an meine Werkstudentenzeit. Active Directory auf Windows Server 2008 R2. Da sind ständig irgendwelche Druckaufträge, die vom Remote-Server verwaltet wurden, steckengeblieben. 

Torsten: Das kenne ich auch noch, das machen wir tatsächlich weniger. Damit hat bei uns eher das Integrationsteam zu tun.
Wir müssen eher Webstandards kennen und die Protokolle verstehen. OpenID Connect, OAuth und so weiter. Es kommt auch manchmal vor, dass wir mit Diensten zu tun haben, die noch im geschlossenen Preview Modus sind, in die wir nicht reingekommen sind, der Kunde aber schon. Dann können auch mal Fragen zu Systemen gestellt werden, die wir selbst gar nicht kennen. Wenn man die Standards kennt, kann man solche Dienste aber trotzdem anbinden und bewerten, wofür man diese verwenden kann.

Ilja: Cool, finde ich spannend. Und wie groß ist so ein Team? Ist man an mehreren Projekten gleichzeitig dran? 

Torsten: Ich versuche das zu minimieren. Die Kunden sollen feste Ansprechpartner haben und die Entwickler:innen sollen sich gut mit dem Kunden, seinen Systemen und der Arbeitsweise auskennen. Man ist auch nie alleine in einem Projekt, selbst bei kleinen Projekten weiß mindestens eine zweite Entwickler:in Bescheid, was der Stand ist und was noch zu tun ist. Ich versuche, auch zu vermeiden, dass jeder in zehn Projekten gleichzeitig ist. Meistens sind Entwickler:innen in einer Handvoll Projekte eingebunden. 

Ilja: Wie handhabt ihr bei euch die Balance zwischen Remote-Arbeit und der Präsenz beim Kunden? Die Corona-Pandemie hat ja bekanntlich vieles in diesem Bereich verändert. 

Torsten: Um zu verhindern, dass der Kontakt untereinander verloren geht, haben wir festgelegt, dass jeder Freitag für gemeinsame Zeit im Büro reserviert ist. Vormittags sind Meetings in kleineren Gruppen geplant, die durch ein gemeinsames Mittagessen für einen Austausch untereinander unterbrochen werden, gefolgt von Ankündigungen und dergleichen. Im Anschluss folgen weitere Meetings mit den Beratungs- und Entwicklungsteams. Die Gestaltung des Rests der Woche obliegt den einzelnen Mitarbeitern: Homeoffice, Kundentreffen, je nach individuellen Vorlieben und Erfordernissen. Einige Kollegen verbringen gerne bis zu drei Tage pro Woche beim Kunden, dies ist aber eher die Ausnahme und tritt vor allem bei größeren Projektablauschlüssen auf. Dank der Möglichkeiten der Cloud-Technologie ist eine ständige Präsenz vor Ort nicht zwingend notwendig. Die Kunden verfügen bereits über eine Basis, mit der sowohl wir als auch sie effektiv arbeiten können, insbesondere bei kundenspezifischen Anpassungen. Persönlich bin ich ein- oder zweimal im Monat unterwegs, was über dem Durchschnitt liegt.

Ilja: Also halten sich die Reiseverpflichtungen in Grenzen – Gut für die Vereinbarung von Beruf und Familie. Was war die größte technische Herausforderung die du bei utilitas lösen musstest? Welche Aspekte könnten mich als neuen Entwickler oder Entwickler:in neugierig machen? 

Torsten: Ich finde Aufgaben im Bereich des Wissensmanagements besonders spannend. Solche Projekte hatten wir häufig bei verschiedensten Kunden. Trotz der scheinbaren Eintönigkeit war jede Anforderung einzigartig, auch in technologischer Hinsicht. Ein Kunde zum Beispiel wünschte eine Suchmaske um Personen, und Dokumente in einem SAP-System zu finden. Da haben wir – vereinfacht gesagt – eine React Komponente gebaut, die im Hintergrund Schnittstellen anfragt und die Ergebnisse auf bestimmte Art visualisiert hat – das war für diesen Kunden dann Wissensmanagement. 

Bei einem anderen Projekt ging es eher um eine Beratung, wie man Informationen aus Systemen wie Microsoft Team, Slack und WebEx, die parallel eingesetzt wurden, an einem Ort sammeln kann. 

Bei einem dritten Projekt, wurde es ein großes System mit eigener Auftragsverarbeitung, mehreren FullStack Systemen, Schnittstellen und Datenbanken, die durch Bots angefragt werden, Reporting usw. Man erkennt, glaube ich gut, die Vielschichtigkeit von solchen Projekten, die anfangs “gleich” klingen. Wissensmanagement funktioniert selten mit nur einer Technologie, mit nur einem Ansprechpartner – ist aber gleichzeitig etwas, wo der Kunde schnell den Mehrwert erkennt, wenn er Informationen schneller findet. 

Und selbst wenn ein Thema, wie Suche nochmal auftaucht, dann hat sich das Thema in der Zwischenzeit weiterentwickelt – Stichwort KI und LLMs. Daher ist es entscheidend für uns, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben und zu verstehen, welche Methoden funktionieren und welche eventuell veraltet sind. 

Ilja: Also macht auch der Weg zum Ziel Spaß? Aus den Leuten rauskitzeln, was das eigentliche Problem ist und dann eine passende Lösung erarbeiten? 

Torsten: Ja, meistens fängt der Kunde mit Standard-Lösungen an, um schnell etwas zu haben, und am Ende kommt man dann bei einer vollkommen individuellen Lösung raus. Spannend, vor allem aus Entwickler:innensicht. 


KI kann man hier als Werkzeug nutzen. Ähnlich einer IDE, die man zur Entwicklung nutzt, statt eines einfachen Notepads.


Ilja: Ich stelle am Ende gerne Fragen zu aktuellen Themen. Als jemand, der im Bereich KI seinen Master gemacht hat, bietet sich das Thema (Chat)GPT ja an. Setzt ihr das Tool im Unternehmen oder sogar bei Kunden ein? Gibt es da schon eine Nachfrage? 

Torsten: Wir kriegen verschiedenste Anfragen, manchmal spürt man auch eine gewisse Unsicherheit beim Kunden: Ist mein Job jetzt gefährdet? Ich glaube, so weit sind wir noch nicht. Aber das Arbeitsumfeld wird sich meiner Ansicht nach ändern. KI kann man hier als Werkzeug nutzen. Ähnlich einer IDE, die man zur Entwicklung nutzt, statt eines einfachen Notepads. Prompt Engineering, Anfrage richtig stellen, Kontext anpassen. Damit GPT nicht anfängt, Halluzinationen zu bekommen. Das werden in Zukunft wichtige Skills und Aufgaben sein. Denn ein offenes Kernproblem von KIs ist immer noch, dass man Domänenwissen braucht: Was ist das Problem? Was ist der richtige Kontext? 

Ilja: Wie, denkst du, wird es sich weiterentwickeln? Eine europäische Lösung? Open Source? 

Torsten: Meiner Meinung nach, wird es weniger um großen Modellthemen gehen, als vielmehr um die Daten selbst. Es wird darauf ankommen, wo die Daten herkommen und wie gut diese eigenen Daten sind – entsprechend gut wird dann die KI ausfallen. Besonders relevant wird auch die Frage sein: Wem gehört das geistige Eigentum, das dabei entsteht? Hier gibt es noch viel Klärungsbedarf, doch eines ist sicher, dieser Fortschritt lässt sich nicht aufhalten. 

Ilja: Ich bin gespannt. 

Torsten: Ich auch, ich auch! 

Ilja: Sehr schön, hat Spaß gemacht! 

Torsten: Danke. Alles Gute! Tschüss!

Über utilitas – So beschreiben wir uns selbst
Unsere Softwareentwickler im Team Cloud Collaboration analysieren technische Abläufe von unseren Kunden, konzipieren Workflows und entwickeln kundenspezifische Apps und Bots in Microsoft 365.

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